Vita Hahnemann

Dr. med. Christian Friedrich Samuel Hahnemann (1755-1843)

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Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung, Stuttgart

Dr. Christian Friedrich Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie, war als Arzt stets auf der Suche, die Leiden der Menschen dauerhaft zu lindern und zu heilen. Dieser geniale Geist und kritische Denker wurde am 10. April 1755 in Meißen als Sohn eines Porzellanmalers geboren. Der begabte Junge durfte als Extraneer (Auswärtiger) die Fürstenschule „St. Afra“ in Meißen besuchen und begann 1775 das Studium der Medizin in Leipzig. Als Kandidat der Medizin wurde Hahnemann Hausarzt und – aufgrund seiner umfangreichen Sprachkenntnisse -Bibliothekar bei dem Statthalter von Siebenbürgen, Freiherrn von Brukenthal, in Hermannstadt. 1779 kehrte Hahnemann nach Deutschland zurück, wo er in Erlangen seine akademische Ausbildung abschloss und promovierte. In seiner Dissertation schrieb er über „Betrachtung der Ursachen und der Behandlung von Krampfzuständen“.

Hahnemanns erste Anstellung als Arzt in Hettstedt wurde zum Alptraum, weil er seinen Patienten mit der damaligen Medizin keine echte Hilfe bringen konnte. 1781 erhielt er in der Mohrenapotheke in Dessau eine praktische pharmazeutische Ausbildung und heiratete 1782 Henriette Küchler, die Adoptivtochter des Apothekers, um sich als Physikus (beamteter Arzt) in Gommern bei Magdeburg niederzulassen. Hier verfasste er seine erste ärztliche Abhandlung „Anleitung alte Schäden und faule Geschwüre gründlich zu heilen“.

Von 1785 -1789 beschäftigte sich Hahnemann in Dresden mit Übersetzungen (2.200 Druckseiten), mit der Herausgabe eigener Schriften (darunter eine über Arsenikvergiftung) und mit der Chemie (Schwermetall-Nachweis nach Hahnemann von 1787).

Die nächste berufliche Station mit der inzwischen fünfköpfigen Familie war Leipzig. Hahnemann arbeitete am Apothekerlexikon, deren l. Band 1793 und der 2. Band 1795 erschienen. Er entdeckte das Ähnlichkeitsprinzip; es entstanden wegweisende Schriften, aber ein dauerhaftes Domizil fand er erst 1805 in Torgau. Im Jahre 1806 wurde die Geburt des 11. Kindes (Luise) registriert. Die Arbeit an der praktischen Erprobung und systematischen Ausgestaltung der homöopathischen Therapie und eine rege ärztliche Tätigkeit nahmen Hahnemann ganz in Anspruch. 1810 entstand das „Organon der rationellen Heilkunde“. Im Jahre 1812 hielt Hahnemann an der Leipziger Universität seine Habilitationsrede: „Dissertatio historico-medica de Helleborismo veterum“ („Gebrauch der schwarzen Nießwurz in der Medizingeschichte“), um dort Vorlesungen halten zu dürfen. Während der Leipziger Jahre schrieb er die sechsbändige „Reine Arzneimittellehre“.

Im Jahre 1821 zog Hahnemann nach Köthen, um dort als Leibarzt des Herzogs Ferdinand von Anhalt-Köthen zu praktizieren. Es folgte 1822 die Ernennung zum Hofrat, eine Ehrung, die sicher so manche Anfeindungen und Auseinandersetzungen der vergangenen Jahre aufwog. Seine Praxis weitete sich aus, denn für viele Kranke war Hahnemann die letzte Hoffnung. Im Gedenken an seine Hungerjahre behandelte er jährlich zwölf arme Patienten kostenlos (Dr. Gawlik berichtet sogar von zwölf Behandlungen im Monat). 1828 entstand das umfangreiche Werk „Die chronischen Krankheiten“.

Am 10. August 1829 feierte Hahnemann sein 50jähriges Doktorjubiläum, mit vielen Ehrungen bedacht. Das besondere Ereignis dieses Tages war die Gründung der „Gesellschaft homöopathischer Ärzte“, die 1832 in „Deutscher Zentralverein homöopathischer Ärzte“ umbenannt wurde und auch heute noch deren Standesorganisation ist. Der 31. März 1830 ist der Todestag von Johanna Henriette Leopoldine Hahnemann, geb. Küchler. Sie hatte in ihrer Ehe mit Hahnemann elf Kindern das Leben geschenkt (zwei Söhne und neun Töchter).

Im Jahre 1831 war das Jahr der großen Cholera-Epidemie; Hahnemann war seiner Zeit weit voraus, indem er „kleinste Lebewesen“ als Erreger annahm und mit großem Erfolg seuchenhygienische Maßnahmen, verbunden mit homöopathischer Behandlung, durchführte. Im Jahre 1832 wurde die „Allgemeine homöopathische Zeitung“ gegründet, die bis in unsere Zeit besteht, und somit die älteste periodisch erscheinende medizinische Zeitung in Deutschland ist. Im Jahre 1834 reiste die bekannte französische Malerin und Dichterin Melanie d’Hervilly nach Köthen, um Hahnemann zu konsultieren. Im Januar 1835 heiratete er seine Patientin und im Juni des gleichen Jahres verließ das Paar den Ort, der für Hahnemann 14 Jahre Heimat bedeutet hatte. Das neue Domizil wurde Paris, wo den Hahnemanns die Genehmigung zur Eröffnung einer Praxis durch den französischen Erziehungsminister Guizot erteilt wurde. Eine überaus erfolgreiche ärztliche Tätigkeit trug zu Hahnemanns Ruhm bei; seine Patienten kamen aus vielen Ländern und sorgten damit für die Ausbreitung dieser segensreichen Heilmethode in der ganzen Welt.1841 wurde ihm die Ehrenbürgerschaft seiner Geburtsstadt Meißen verliehen. Als Hahnemann am 2. Juli 1843 starb, hinterließ er eine beeindruckende Zahl an Schriften, von denen sein Hauptwerk, das “ Organon der Heilkunst “ als Bibel des homöopathischen Arztes bezeichnet wird.